Daoistische Meditation

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Seien wir ehrlich – die Welt, in der wir heute leben, ist sehr herausfordernd. Zunehmende Verstädterung, Technologie und digitale Überlastung, Finanz- und Beziehungsprobleme, Hast und Konsumdenken führen dazu, dass die meisten Menschen weitaus gestresster sind und unter weitaus größerem Druck stehen als je zuvor, und dass unsere empfindlichen physiologischen Mechanismen aus dem Gleichgewicht geraten. Dies führt dazu, dass sich die Menschen von der Natur abkoppeln, den Verstand überbetonen und sich nicht mehr auf die Energien der Jahreszeiten einstellen. 

Angesichts dieser Herausforderungen wenden wir uns der Meditation zu, um Stress abzubauen, uns selbst zu beruhigen, den Seelenfrieden wiederherzustellen, aus dem Kreislauf des ruhelosen Lebens auszusteigen und zu einem Zustand der angeborenen, nicht-persönlichen Natur zurückzukehren.

Daoistische Meditation

Das Grundanliegen der Daoisten war es, den Menschen zu vermitteln, dass das menschliche Leben in Wirklichkeit nur ein kleiner Teil des größeren Prozesses der Natur ist. Die einzigen menschlichen Handlungen, die letztlich Sinn machen, sind daher diejenigen, die im Einklang mit dem Fluss der Natur – dem Dao – stehen und zu einem Leben im Gleichgewicht mit der Natur führen. 

Die daoistische Meditation ist ein wichtiger Teil der gesamten daoistischen Tradition, die die Notwendigkeit betont, harmonisch mit seiner Umgebung zu leben. Sie zeigt den Weg auf, der zu beschreiten ist, um diese Harmonie zu erhalten oder Yin und Yang auszugleichen, wenn das Gleichgewicht verloren gegangen ist. Die Praxis der daoistischen Meditation wird in ihrer ursprünglichen Form zhuo wang „Sitzen und Vergessen“, shou yi „Bewahrung der Einheit“ oder jing zuo genannt, was einfach „Sitzen in der Stille“ bedeutet. Sie lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Kehre in einen Zustand der Ruhe zurück und das Dao wird sich offenbaren. Das klingt einfach und mag intuitiv richtig erscheinen, aber es ist nicht einfach.

Diese Rückkehr zu einem Zustand der Ruhe erfordert ein grundlegendes, allmähliches Loslassen all der Strategien, die wir entwickelt haben, um mit unseren Lebenserfahrungen umzugehen. Diese Strategien sind hauptsächlich kontrollierend und defensiv und hindern uns daran, den gegenwärtigen Moment zu umarmen.

Wie es im Dao De Jing, Kapitel 16, heißt, kann man durch diese Praxis zum Einssein mit dem Dao zurückkehren: 

„Alle Dinge gedeihen, aber jedes kehrt zu seiner Wurzel zurück. Diese Rückkehr zur Wurzel bedeutet Stille, sie wird Wiedererlangung der ursprünglichen Bestimmung genannt. Die Wiedererlangung der ursprünglichen Bestimmung wird das Ewige genannt, und das Ewige zu kennen, wird Helligkeit genannt.“

Manche Menschen denken, Meditation bedeutet, eine bestimmte Zeit lang still zu sitzen und sich auf den Atem zu konzentrieren. Andere meinen, Meditation erfordere stundenlanges Sitzen mit den Beinen in Brezel Stellung. In der daoistischen Tradition hingegen finden wir verschiedene Formen der Meditation: Meditation im Liegen, im Sitzen und im Stehen, Meditation in Bewegung – wie das Gehen des Bagua-Kreises – oder die Praxis der Interaktion. Es geht also nicht so sehr um die äußere Körperhaltung selbst, sondern um bestimmte innere Qualitäten, die die Meditationspraxis ermöglichen und fördern.

Schritte der Meditation und des Wu-Wi

Es heißt, dass man, bevor man etwas tut, die Grundlagen lernen muss. Bevor man läuft, muss man lernen, wie man geht, sonst wird man nie gut laufen. Die gleiche Analogie gilt für die Meditation. Zuerst muss man sich um die innere Verbindung kümmern. Dann müssen Körper und Energie koordiniert werden. Viele Menschen verbringen die meiste Zeit der Meditation damit, sich ablenken zu lassen, einzuschlafen oder abzuschalten. Hier geht es darum, die Ablenkung zu erkennen und zu lernen, wie man sich sammelt und zentriert. Die nächsten Schritte in der daoistischen Meditation sind das innere Auflösen, die Kunst des Loslassens von allem, was blockiert, eingefroren und festgefahren ist, was nicht fließt, was uns nicht zur Veränderung befähigt. 

Wesentlich für diesen ganzen Prozess ist wu wei – Nicht-Handeln. In seinem wahren Sinne ist es keine Übungsmethode, die uns vorschlägt, etwas zu tun, sondern ein Zustand des Seins, der sich entfaltet, wenn all unser zwanghaftes Tun abklingt.

In diesem Prozess der offenen Präsenz beginnt der ständige Strom von Gedanken und Gefühlen allmählich zur Ruhe zu kommen. Das Qi, das in der zwanghaften Aktivität des Geistes gefangen war, hat die Möglichkeit, freigesetzt zu werden und beginnt sich in einem natürlichen und mühelosen Prozess im Dantien zu sammeln – dem Raum unserer wahren Stille und Tiefe, unserem Zentrum. Dies wiederum wird es ermöglichen, dass die weitere Meditation von der Erfahrungsebene des organischen Qi geleitet wird, das intuitiv, offen und reaktionsfähig ist. Im Gegenzug kann eine Person, die zentriert ist, in klarer und voller Gegenwart am Leben teilnehmen, genährt und energetisiert durch die Wiederverbindung mit der ursprünglichen Energie.

Neijing Tu – Diagramm der inneren Alchemie

Es gibt ein uraltes Diagramm der inneren Alchemie, Neijing Tu, das den menschlichen Körper als Mikrokosmos des Universums darstellt und die innere Landschaft unseres Bewusstseins offenbart. Man kann darauf Berge, Seen, Flüsse, Wege, Wälder und Sterne sehen. Jeder Aspekt unseres menschlichen Selbst (Körper-Energie-Geist) korreliert mit einem Teil der Natur und ist mit diesem energetisch verbunden. Dies spiegelt die allgemeine daoistische Vorstellung wider, dass alles miteinander verbunden, alles Teil eines größeren Ganzen ist, und dass wir in gewisser Weise die Sterne, der Mond und die Sonne, der grenzenlose Ozean sind. 

Alles ist mehr, als es in dieser dreidimensionalen Realität erscheint, und wenn wir das entdecken, kann das unser Verständnis von unserem Körper, unserem Bewusstsein und unserer Gesundheit, vom Prozess der inneren Kultivierung erheblich erweitern und unsere Verbindung zur Natur vertiefen.

Innere Verbindung

Der Baum ist immer mit dem Himmel und der Erde verbunden. Die Lebenskraft von Himmel und Erde fließt ständig im Körper des Baumes. Warum verlieren wir diese Verbindung so leicht? Gerade als moderne Menschen, die in der Stadt leben, entfernen wir uns immer weiter von der Natur, legen immer mehr Wert auf die materielle Welt und auf von Menschen gemachte Regeln und vergessen, woher wir kommen und welche Gesetze die Natur hat. 

Ein Baum lebt nicht im Aussen, er lebt im Innen. Was wir in der Form eines Baumes sehen, ist nur eine Manifestation der Lebensprozesse in ihm. Wenn diese aufhören, wird der Baum sterben. Wenn das Innere in Harmonie und Frieden ist, ist es auch das Äußere.

Daher schauen wir nicht nach außen, sondern nach innen kehren zurück zu Innerer Verbindung – Meditation.

Wenn du Meditation in der daoistischen Tradition lernen oder deine Meditation vertiefen möchtest, laden wir dich zum kommenden Neujahrs-Meditationsretreat ein.

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